Im Jahre 1862 wurde in der Zürcher Vorortsgemeinde Riesbach, dem heutigen Stadtquartier Riesbach, die Bad- und Wasserheilanstalt Mühlebach eröffnet. Sie befand sich zwischen der Seefeld- und der Mühlebachstrasse an der Eisengasse No. 70. Meiner Vermutung nach dürfte es sich bei der ehemaligen Liegenschaft Eisengasse 70 um den Standort der heutigen Liegenschaft Mühlebachstrasse 70 handeln. Die Eisengasse umfasst heutzutage nämlich als höchste Hausnummer die 22. Gleichzeitig grenzt die Liegenschaft Mühlebachstrasse 70 direkt an die Eisengasse an und könnte somit auch optisch problemlos zu dieser zugeschlagen werden. Bilder und Lage der ehemaligen Anstalt bestätigen diese Vermutung.

Eine in der unmittelbaren Umgebung wohnende Dame, die auch dort aufgewachsen ist, hat mir am 17. August 2016 interessante Anmerkungen zu diesem ehemaligen Bad zukommen lassen. Einerseits bestätigt sie meine Vermutung, dass es sich beim Standort der ehemaligen Liegenschaft Eisengasse 70 wirklich um den Standort der heutigen Mühlebachstrasse 70 handelt. Und, besonders schön finde ich zwei weitere Sätze, mit denen uns diese engagierte Leserin ein wenig an ihrer reichen Erinnerung teilhaben lässt. Sie schreibt dazu: "..Ich kann mich als Kind noch erinnern, dass ich auf meinem Schulweg dort vorbeigelaufen bin. Speziell wenn gelüftet wurde, konnte man gut rein schauen.... was natürlich spannend war ☺ ..:". Herzlichen Dank für diese netten und bereichernden Zeilen die uns ein wenig in alten Zeiten verweilen liessen.

In einem Inserat aus dem Jahre 1896 bewarb die Besitzerin Louise Stocker ihr ganzjährig geöffnetes Haus, welches über die Tramwaystation Kreuzstrasse erreichbar war, wie folgt:

Die Unterzeichnete beehrt sich hiermit, den Herren Aerzten und einem wertgeschätzten Publikum ihr altrenommiertes Etablissement Bad- und Wasserheilanstalt, verbunden mit Pension und versehen mit den neuesten Einrichtungen, in geeignete Erinnerung zu bringen.
 

Die Anstalt bewarb folgende Einrichtungen:

Grosse geräumige Kachelbäder mit Douchen für gewöhnlichen Gebrauch, dazu eigenes Quellwasser. Douchesaal mit temperirbaren Douchen jeder Art, Thermometerverbindung, auch schottische Douche.

Fliessende Sitz- und Fussbäder, Wellenbäder. - Regulirbare Douchen für Magen, Unterleib etc. - Halbbäder, Wickelungen, Abreibungen, Massage.

Aecht russische Dampfbäder, wie Kastendampfbäder und Dampfdouchen (welche täglich gegeben werden). Auch alle wünschbaren gemischten Bäder, wie z.B. Schwefel, Jodbrom, Stahl, Seife, Salz, Sole, Moorsalz, Moorerde, Fichtennadel, Eichenrinde, Kleie, Haberstroh, Kräuter, Kamillen, Schafgarben etc.

Da in den letzten Jahren die vorzügliche Wirkung der mit der Hydrotherapie kombinirten Pneumatotherapie immer mehr anerkannt wird, so wurde auch ein Pneumatisches Kabinet mit grossem Dampfinhalator eingerichtet. Elektrizität und Massage, sowie medicamentöse Therapie können nach Vorschrift der Herren Aerzte ebenfalls in den dafür bestimmten Lokalen der Anstalt vollzogen werden.

Für Erholungsbedürftige oder auswärts wohnende Patienten, welche sich der Behandlung unserer zürcherischen Autoritäten unterziehen wollen, ist in dieser Weise gesorgt, dass sie im Hause selbst verpflegt werden können. Der Preis für Logis und Pension beträgt 5 bis 6 Frs. per Tag, je nach Zimmer.

Für Rekonvalescenten bietet der zur Kuranstalt gehörende Garten in der besseren Jahreszeit einen angenehmen Aufenthaltsort. Auch ist der reizenden Quai mit seinen vielen Ruheplätzen ganz in der Nähe gelegen, sowie Theater und Tonhalle etc.

Das Etablissement ist dem geehrten Publikum geöffnet von 6 Uhr morgens bis 8 Uhr abends (Sonntag bis mittags). Freundliche Zimmer, mässige Preise, gute Bedienung zugesichert. Zu weiterer mündlicher oder schriftlicher Auskunft ist die unterzeichnete Besitzerin gerne bereit.

Louise Stocker

Quelle: Originalinserat aus dem Jahre 1896 der Bad- und Wasserheilanstalt