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Adresse

Das Rathaus
Limmatquai 55

 
erbaut 1694
Hausname Rathaus Abbruch -
Quartier(e) Altstadt rechts der Limmat Stadtkreis 1 PLZ 8001
       
Abbildung
Bildtext Das Rathaus von Zürich am Limmatquai 55 Ecke Rathausbrücke um 1920.
Bildquelle Ansichtskarte
   
Text Von den Anfängen des Zürcher Rathauses

Die Stadtgemeinde Zürich ist seit dem frühen Mittelalter allmählich aus verschiedenen, die beiden Münster (Abtei Fraumünster auf dem linken, Propstei Grossmünster auf dem rechten Limmatufer) sowie die königliche Pfalz auf dem Lindenhof umgebenden Kleinsiedlungen zu einer Einheit zusammengewachsen.

Ihren eigenen politischen Willen konnte sie jedoch erst zur Geltung bringen, nachdem mit den Grafen von Lenzburg 1173 und den Herzögen von Zähringen 1218 jene mächtigen Adelsgeschlechter ausgestorben waren, die als Reichsvögte bis dahin die massgebliche Rolle gespielt hatten. Zürich stieg damit zum Rang einer reichsunmittelbaren Stadt auf.

Der zunehmende Handelsverkehr und das dadurch aufblühende Handwerk verhalfen den Städten rasch zu Wohlstand und Ansehen. Ihre Bürger wollten sich nun selber regieren und wählten einen Rat. Dieser bestand aus adeligen Herren, reichen Kaufleuten und angesehenen Handwerkern. Dieser Rat wurde erstmals 1220 erwähnt. Sie gaben den Einwohnern neue Gesetze und leiteten die Geschicke der Stadt.

Auf diese Selbständigkeit waren die Bürger sehr stolz. Sie wollten dies auch zeigen und bauten deshalb ein schönes, behäbiges Rathaus. Es war meistens das grösste Haus in der Stadt (neben den Kirchen und Klöstern) und stand immer im Zentrum der Siedlung.

 

       
Abbildung
Bildtext Das Rathaus, Grossmünster und Gemüsebrücke, im Hintergrund der Limmatquai um 1931.
Bildquelle Ansichtskarte
   
Text Das erste Zürcher Rathaus im Jahre 1257

Die Existenz eines Rathauses ist erstmals 1252 bezeugt. 1257 wird «des ratis hus» (des Rates Haus) in alten Dokumenten erwähnt. Aus einer Urkunde von 1260 geht hervor, dass es sich an der sogenannten unteren Brücke befand, die ursprünglich allein die linksufrige "mindere" (d.h. kleinere) mit der "mehreren" (grösseren) Stadt am rechten Flussufer verband.

Diese markante Lage im Brennpunkt des städtischen und wirtschaftlichen Lebens haben beide Nachfolgebauten des Rathauses beibehalten. Über das Aussehen des ältesten Gebäudes geben uns weder Abbildungen noch Beschreibungen Auskunft. Dagegen ist an wichtige Vorgänge der zürcherischen Geschichte aus dem Zeitraum zu erinnern, da sich der Rat darin versammelte.

Die Gestalt Rudolf Bruns, des ersten Bürgermeisters von Zürich, steht dabei im Vordergrund. Gestützt auf die bisher fast einflusslosen Handwerker hatte der ritterbürtige Brun 1336 die tonangebenden reichen Kaufleute gewaltsam aus dem Rate gedrängt und mit dem ersten Geschworenen Brief die Grundlage der bis 1798 gültigen Zunftverfassung geschaffen.

Ein in der Mordnacht vom Februar 1350 abgeschlagener Versuch der gestürzten Räte, ihre Stellung zurückzugewinnen, bewog Brun, sich an die Waldstätte Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern anzulehnen. Zürichs Beitritt zum eidgenössischen Bund 1351 wird im Rathaus vorbesprochen und vollzogen worden sein.

Bald darauf setzte schliesslich, ebenfalls unter Rudolf Brun, eine zielbewusste Territorialpolitik ein. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gebot die wenige tausend Einwohner zählende Stadt ausserhalb ihres Mauerkranzes über eine abhängige Landschaft im Umfang beinahe schon des nachmaligen Kantonsgebietes.

Deshalb steht auch das Zürcher Rathaus in der Mitte der mittelalterlichen Stadt, an der Limmat neben der damals einzigen Brücke über den Fluss. Schon Es stand bereits an derselben Stelle wie seine beiden Nachfolgebauten: Zweites Rathaus 1398, abgebrochen 1694. Aus verschiedenen Darstellungen kennen wir sein Aussehen.

 

       
Abbildung
Bildtext Das Rathaus von der Limmat her betrachtet
Bildquelle Kantonale Verwaltung, Zürich
   
Text Der Neubau des Rathauses wird 1398 in Angriff genommen

Der 1398 in Angriff genommene Neubau des Rathauses wies, wie mehrere zeitgenössische Darstellungen zeigen, über einem rechteckigen Grundriss drei Geschosse auf und war mit einem Krüppelwalmdach bedeckt. Mit einer Schmalseite stiess er an die Brücke und stand im übrigen parallel zum Flusslauf auf zwei steinernen Gewölben dreiseitig im Wasser. Das Erdgeschoss nahm eine Markthalle ein.

Die beiden Ratsstuben für das engere und das weitere Gremium des Kleinen Rates bzw. der "Rät und Burger" befanden sich im ersten Stock. Malereien mit den 12 Monatsbildern auf der Stadtseite und mit den Wappen der acht alten Orte der Eidgenossenschaft sowie des Reiches auf der Brückenseite schmückten die Fassaden, welche anfangs ganz aus Holz gefügt und später teilweise in Stein ersetzt wurden.

Neben den ordentlichen Ratssitzungen fanden in diesem zweiten Rathause nicht nur manche eidgenössischen Tagsatzungen und Konferenzen sowie Empfänge für Gesandte fremder Mächte statt, sondern auch das denkwürdige Glaubensgespräch vom Januar 1523 (Zürcher Disputation), das den Durchbruch der Reformation Ulrich Zwinglis in Zürich entschied.

Als Baufälligkeit 1694 den Abbruch des Gebäudes erzwang, hatte es seinem Zweck fast drei Jahrhunderte gedient. Ihm folgte nun der heutige Bau, der seither freilich in manchen Stücken verändert worden ist. Er wurde auf den Fundamenten des Vorgängers errichtet.

 

   
Abbildung
Bildtext Das Rathaus von der Gemüsebrücke aus
Bildquelle Kantonale Verwaltung, Zürich
   
Text

Der heutige Rathausbau

Das heutige Gebäude ist das dritte Rathaus; sein Grundstein wurde 1694 gelegt. Im grossen und ganzen ist das Äussere des Hauses noch genau gleich, wie es vor fast 300 Jahren gebaut worden ist. Einzig die Eingangstreppe und das Portal wurden 1838 und 1867 ins Haus zurückverlegt, als die Quaistrasse gebaut wurde.

Mehrere Male wurde es restauriert, d. h. abgebröckelte Steine wurden ersetzt und das ganze Mauerwerk gesäubert. Die Fassade ist reich geschmückt mit Heldenbüsten über den Fenstern sowie mit Blumen-, Früchte- und Fischgehängen unter den Fenstersimsen. Den Sandstein lieferten die Brüche von Bäch bei Richterswil am Zürichsee; allerdings musste er bei Restaurierungen im 20. Jahrhundert grossenteils durch solchen aus Bollingen und Rorschach ersetzt werden.

Erhebliche Mühe verwendete man auf den ornamentalen Schmuck des Innern wie der Fassaden, woran sich neben einheimischen Kräften auch Künstler aus Basel, Schaffhausen und Winterthur beteiligten. Der Tessiner Bildhauer Giovanni Maria Ceruto dürfte eine führende Rolle gespielt haben.

Das Innere des Rathauses ist mehrmals umgebaut und der sich verändernden Benützung angepasst worden. Die Erneuerungen wurden sehr sorgfältig ausgeführt, wobei der prächtige Decken- und Wandschmuck erhalten blieb. Der wichtigste Raum ist der grosse Kantonsratssaal, in dem jeden Montag das Parlament des Kantons Zürich seine Sitzungen hält.

Im selben Raum tagt auch das städtische Parlament, der Gemeinderat der Stadt Zürich, und zwar jeden Mittwochabend. Die Sitzungen sind öffentlich, und jedermann kann von der Tribüne aus den Verhandlungen der Räte folgen. Im Rathaus befinden sich noch weitere Räume, so der kleinere Regierungsratssaal und zwei andere kleine Sitzungszimmer. Im Dachgeschoss ist eine Abwartswohnung eingebaut.

So ist das Zürcher Rathaus auch heute noch ein ehrwürdiges, schönes Gebäude, das die Zürcher gerne ihren Gästen zeigen und auf das wir immer noch stolz sind. Und hier hat zwischen 1861 und 1876 der Dichter und Staatsschreiber Gottfried Keller an vielen Sitzungen, sei es als Mitglied des Rates oder als Protokollführer, teilgenommen.

 

   
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