Objekt /
Adresse

Das ehemalige Aktientheater
Obmannamtsgasse / Untere Zäune

 
erbaut 1832
Hausname Aktientheater in der ehemaligen Barfüsserkirche Abbruch 1890 (abgebrannt)
Quartier(e) Altstadt rechts der Limmat Stadtkreis 1 PLZ 8001
       
Abbildung
Bildtext Das Aktientheater nach 1834.
Die Fenster und der Anbau mit dem Eingang wurden beim Bau des Theaters angebracht.
Bildquelle Aquarell in der Graphischen Sammlung der Zentralbibliothek / Medienbild Baudirektion Kanton Zürich
   
Text Wie aus einer Kirche das erste Zürcher Stadttheater wurde:
Ausgrabungen der Kantonsarchäologie im Zürcher Obergericht

Hinter dem Zürcher Obergericht führt die Kantonsarchäologie Rettungsgrabungen durch. Mit den Ausgrabungen sollen zahlreiche Spuren, die sich über die Jahrhunderte im Boden angesammelt haben, gerettet werden. Die Grabungen geben den Archäologen die Gelegenheit, die bewegende Geschichte des ehemaligen Franziskanerklosters aufzuzeigen und zu dokumentieren.

Bisher wurden die Fundamentmauern der mittelalterlichen Klosterkirche und Gräber gefunden. Aber auch der spätere Umbau der Kirche zum ersten Zürcher Stadttheater hinterliess Spuren: So stiessen die Archäologinnen und Archäologen auf eine gigantische Heizanlage, die den Theaterraum ausreichend mit Wärme versorgen musste.

Die Kantonsarchäologie lädt die Bevölkerung am Samstag, 25. Oktober, von 10 bis 16 Uhr zum «Tag des offenen Bodens ein». Gezeigt werden Funde und Befunde aus der Zeit des Franziskanerklosters und des ersten Stadttheaters.

Quelle: Medienmitteilung der Baudirektion des Kantons Zürich vom 22. Oktober 2008

 

       
Abbildung
Bildtext Blick in den Heizkesselraum der Heizanlage des Aktientheaters.
Bildquelle Kantonsarchäologie Zürich; Medienbild Baudirektion Kanton Zürich
   
Text Wegbereiter der Zürcher Theaterwelt

Die Grundzüge der heutigen Zürcher Theaterwelt basiert grösstenteils auf den Bestrebungen um das Jahr 1820. Hauptsächlich in den Handwerkerkreisen hegte sich der Wunsch und das Bedürfnis nach kultureller Bildung und Aufklärung. Literarische Werke wie Schillers Tell, der zudem noch die patriotischen Herzen höher schlagen liess, trugen ihren Teil dazu bei.

So mag es auch nicht verwundert, dass an den verschiedensten Orten Zürichs, so auf der Platte in Fluntern und auch im alten Schützenhaus, Liebhaberbühnen ihre Stücke spielten. Der Wunsch nach einer Berufsbühne wurde dann Anfangs der 1830er Jahre immer häufiger und lauter.

Aber nicht überall stiess dieses Vorhaben auf positive Gesinnung. Einzelne Mitbürger fürchteten sogar den Verfall zürcherischer Sitten. Aber der frische Geist dieser Zeit siegte. 1833 wurde die Theateraktiengesellschaft gegründet.

Dank der freundlichen Mithilfe des Stadt- und Regierungsrates konnte diese neugegründete Aktiengesellschaft die Barfüsserkirche zu einem günstigen Preis für ihre Zwecke übernehmen.

 

       
Abbildung
Bildtext Beim alten Aktientheater an der unteren Zäune
Bildquelle Die Stadt Zürich - Illustrierte Chronik von 1896
   
Text Das erste Zürcher Opernhaus

Im 19. Jahrhundert wurde die ehemalige Klosterkirche an eine Aktiengesellschaft veräussert. Diese richtete in der Kirche das erste Zürcher Stadttheater, den Vorgänger des heutigen Opernhauses, ein. Das sogenannte Aktientheater bot für rund 800 Personen Platz und wurde am 10. November 1834 mit Mozarts Zauberflöte feierlich eröffnet.

Unter der Direktion von Charlotte Birch-Pfeiffer (1837–1843) erlebte das Aktientheater eine erste Glanzzeit. Auch Richard Wagner wirkte hier während seiner Zürcher Jahre mit grossem Erfolg.

Das Aktientheater hinterliess ebenfalls Spuren im Boden. Bei den Ausgrabungen kam überraschend eine gigantische Heizanlage zum Vorschein, die den Zuschauerraum ausreichend mit Wärme versorgen musste. Diese «Zentralheizung» entsprach damals den neuesten technischen Erkenntnissen.

Mit einer zweiten, kleineren Heizanlage wurde die Bühne beheizt; auch sie blieb, nebst verschiedenen Einbauten für Bühneninstallationen, im Boden erhalten. Gemäss einer Instruktion der Theaterdirektion war während der Heizperioden ein Bühnenarbeiter zum Tageslohn von Franken 2.80 ausschliesslich für die Beheizung des Theaters zuständig.

In der Neujahrsnacht 1890 kam es während einer Vorstellung durch eine defekte Gaslampe zu einem Grossbrand. Zum Glück kamen keine Personen zu Schaden, die einstige Zürcher Franziskanerkirche war jedoch nicht mehr zu retten. Das vollständig ausgebrannte Gebäude musste in den folgenden Monaten bis auf die Grundmauern abgerissen werden.

Vom Theaterbrand zeugen zahlreiche Fundgegenstände: verbrannte Lampenfassungen, Eisenbleche der Heizanlage, verkohlte Stoff- und Lederreste von Sitzpolstern und Vorhängen und vieles mehr.

Quelle: Medienmitteilung der Baudirektion des Kantons Zürich vom 22. Oktober 2008

 

       
Abbildung
Bildtext Bestuhlungsplan des Aktientheaters um 1880.
Bildquelle Amt für Städtebau Zürich, Baugeschichtliches Archiv / Medienbild Baudirektion Kanton Zürich
   
Jahr Hausgeschichte
um 1240 Gründung des Zürcher Franziskanerklosters (auch Barfüsser genannt)
1524 Aufhebung des Klosters im Zuge der Reformation
1532 Nutzung der ehemaligen Klosteranlage für das Obmannamt
1807 Anbau eines Casinos für Musik- und Tanzveranstaltungen
1832 Bau des Aktientheaters
1834 Aufhebung des Obmannamts und Einzug des kantonalen Gerichts
1874 Ausbau des Casinos zum Hauptgebäude des Obergerichts
1890 Theaterbrand
   
   
   
Links zum
Thema
Das ehemalige Franziskanerkloster (Barfüsserkirche)
 
Wir übernehmen keine Haftung für die Inhalte auf den angegebenen Webseiten

marmor_quader.GIF (316 Byte) Zum Inhalt