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Adresse

Das ehemalige Tramdepot Seefeld
Seefeldstrasse / Wildbachstrasse 82

 
erbaut 1900 / 1901
Hausname Tramdepot Seefeld / Tiefenbrunnen Abbruch 1989
Quartier(e) Riesbach Stadtkreis 8 PLZ 8008
       
Abbildung
Bildtext Die ehemaligen Stall- und Remisengebäude (1882-1960) des Rösslitrams an der Seefeldstrasse 175
und der Standort des nachfolgenden Depots im Dreieck Münchhalden- / Seefeld- und Wildbachstrasse.
Bildquelle Ausschnitt aus dem Stadtplan der Stadt Zürich aus dem Jahre 1925.
   
Text Das ehemalige Tramdepot an der Seefeldstrasse

Das ehemalige Tramdepot Seefeld befand sich in den Jahren 1900-1989 im Dreieck Münchhalden-, Seefeld- und Wildbachstrasse. Die Gleiszufahrt war in den Spickel Wildbach- / Seefeldstrasse gelegt. Das Depot Seefeld war aber nicht nur eine einfache Wagenremise für die nun neue elektrifizierte Strassenbahn sondern übernahm zugleich die Funktion der Zentralwerkstätte. Der Strom für den Antrieb der Maschinen wurde über ein Versorgungskabel von der Kraftstation vom Depot Burgwies zugeleitet.

Das neue Depot im Seefeld ersetzte im Jahre 1900 den bisherigen aber weitaus kleineren Depot- und Werkstattbetrieb an der nahen Seefeldstrasse 175, welches von 1882-1900 als Remise und Werkstätte für das Rösslitram genutzt wurde bevor der Neubau an der Seefeldstrasse / Wildbachstrasse bezogen werden konnte. Aber der immer grösser werdende Fuhrpark erforderte auch immer mehr und umfangreichere Unterhaltsarbeiten, womit das Tramdepot im Seefeld auch wieder platzmässig an seine Grenzen stiess und nach Vergrösserungen und Anbauten rief.

Im Laufe der Jahre wurden die Werkstättenbereiche aber so gross, dass der eigentliche Depotbereich in benachbarte, teils vergrösserte und teils neu erstellte Tramdepots ausgelagert werden musste. Im August 1975 begann dann langsam die Verlagerung des Werkstattbetriebes in die neu erstellten Werkstattbetriebe der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich in Altstetten. Das Gebäude im Seefeld wurde aber von den Verkehrsbetrieben und vom Verein Trammuseum Zürich noch bis zum Abbruch als Lager und Depot genutzt.

 

       
Abbildung
Bildtext Depotanlage an der Seefeldstrasse - Ansicht von der Seefeldstrasse
Bildquelle Bericht über den Umbau der Zürcher Pferdebahn auf Meterspur für elektrischen Betrieb
Direktion der städtischen Strassenbahn und vom Strasseninspektorat der Stadt Zürich, 1902
   
Text Die Anlage an der Seefeldstrasse

In der Nähe der Depotanlage der Pferdebahn an der Seefeldstrasse wurde ein grosses Bauterrain von 12'198,8 m² zum Preise von Fr. 501'135 erworben und auf demselben eine zweite Wagenremise mit Dienstgebäude, die Hauptwerkstätte und die nötigen Magazinräume erstellt. Der Baugrund, auf welchem die Depotanlage im Seefeld erstellt wurde, ist auf allen Seiten von öffentlichen Strassen umschlossen, südlich und östlich von der Wildbachstrasse und nördlich von der Münchhaldenstrasse, im Westen liegt die äussere Seefeldstrasse, von welcher aus die Zufahrt zum Wagenschuppen erfolgte.

Die Anlage besteht in einer Remise mit kleiner Betriebswerkstätte, der Hauptwerkstätte, den Magazinräumen und einem separaten Dienstgebäude mit Dienstwohnung. Der Wagenschuppen enthält 8 Gleise von zusammen 400m Länge, so dass ca. 50 Wagen in demselben untergebracht werden können. In der einen Ecke befinden sich die Kessel für die der ganzen Depot-Anlage dienende Niederdruckdampfheizung von Gebr. Sulzer in Winterthur. Durch grosse Seitenfenster und Oberlichter ist für reichliche Tagesbeleuchtung gesorgt.

Zur Erleichterung der Untersuchung und des Unterhaltes der nur von unten zugänglichen Teile der Wagen ist der Remisenboden auf die halbe Geleiselänge und die ganze Breite um 1,50 m vertieft, und es ruhen die Schienen und der hölzerne Boden auf einer besonderen Eisenkonstruktion. Das Remisen- und Werkstattgebäude ist vollständig in armirtem Beton System Locher von der Firma Locher & Cie. ausgeführt. Der Hauptwerkstättenraum hat eine Grundfläche von 913,5 m². 4 Geleise von je 12 m Länge mit Arbeitsgruben gestatten die bequeme, zugängliche Plazirung von 4 grossen Wagen in der Werkstätte selbst.

Die Werkstätte enthält 7 Drehbänke verschiedener Grösse und Konstruktion, 1 Gewindeschneide-Maschine, 5 Bohr- und Fräsmaschinen, 1 Hobelmaschine, 2 Feilmaschinen, 1 amerikanische, automatisch arbeitende Räderfräsmaschine, 1 kräftige Blechschere, 1 Stanze, 1 hydraulische Presse, 3 Schmirgel-, bzw. Schleifmaschinen,1 Schleifstein, 3 Schlosserwerkbänke mit 14 Schraubstöcken und 1 Spenglerarbeitsplatz mit kleiner Bleckwalze und Blechschere.

Die Werkzeugmaschinen werden durch einen Motor von ca. 15 HP von der Haupttransmission aus angetrieben. Der Strom für den Antrieb der drei Motoren in der Haupthalle und in der Schreinerei wird durch ein Speisekabel von der Kraftstation Burgwies aus zugeleitet. Quer über die Werkstätte laufen 2 Kräne von je 4000 kg Tragkraft. Auf einer Seitengallerie von 7,70 m Breite und 32,30 m Länge ist die Wicklerei untergebracht.

Textquelle: Bericht über den Umbau der Zürcher Pferdebahn auf Meterspur für elektrischen Betrieb
Direktion der städtischen Strassenbahn und vom Strasseninspektorat der Stadt Zürich, 1902

 

       
Abbildung
Bildtext Depotanlage an der Seefeldstrasse - Wagenremise von der Wildbachstrasse her der Seefeldstrasse entlang
Bildquelle Bericht über den Umbau der Zürcher Pferdebahn auf Meterspur für elektrischen Betrieb
Direktion der städtischen Strassenbahn und vom Strasseninspektorat der Stadt Zürich, 1902
   
Abbildung
Bildtext Depotanlage an der Seefeldstrasse - Inneres der Hauptwerkstätte
Bildquelle Bericht über den Umbau der Zürcher Pferdebahn auf Meterspur für elektrischen Betrieb
Direktion der städtischen Strassenbahn und vom Strasseninspektorat der Stadt Zürich, 1902
   
Text Die Spezialwerkstätten und Anbauten

Mit der Werkstätte im gleichen Gebäude befindet sich die Schmiede (73 m²), welche 1 doppelte Schmiedesse mit Ventilator, 2 Ambosse mit Untersätzen,1 Luftfederhammer, 1 Gesenkpresse, 1 starken Schraubstock mit Gestell und 1 Werkbank mit 3 gewöhnlichen Schraubstöcken enthält. Ferner miteingebaut wurden das Bureau des Werkstättenchefs mit anstossendem Modellraum und darüber die Lokale für die Schneiderei und die Aufbewahrung der Dienstmäntel im Sommer, bezw. Blousen im Winter. In besonderem Anbau untergebracht sind:

  1. die Schreinerei (180 m²), wo von einem Motor von 15 HP mit Transmission eine Bandsäge, eine Hobelmaschine und eine Universalmaschine zum Hobeln, Bohren und Kehlen angetrieben werden, die durch eine an der Transmission mitlaufende Absaugeeinrichtung entstäubt werden;
     
  2. die Malerei und Lackiererei (380 m²), in welcher 8 Wagen aufgestellt werden können.

Die Magazinräume befinden sich zum Teil im Hauptgebäude, zum teil im Anbau und haben incl. Bureau des Verwalters in zwei Stockwerken, bezw. Gallerien eine Gesamtbodenfläche von 632,5 m². Das obere Stockwerk ist mit dem unteren ausser durch die Treppen durch einen Lastenaufzug verbunden. In feuerfestem, besonderem, auch von aussen direkt zugänglichem Raume, mit kleinem Kran zum Handhaben der Fässer, wird das Öl, die Farben und das Schmiermaterial aufbewahrt.

Der Gesamtgebäudekomplex hat eine Fläche von 4086,4 m² und kostete ohne Umgebungsarbeiten Fr. 376'692, so dass der m² überbauter Fläche auf Fr. 92.19 zu stehen kommt.

Textquelle: Bericht über den Umbau der Zürcher Pferdebahn auf Meterspur für elektrischen Betrieb
Direktion der städtischen Strassenbahn und vom Strasseninspektorat der Stadt Zürich, 1902

 

       
Abbildung
Bildtext Depotanlage an der Seefeldstrasse - Depoteinfahrt und Dienstgebäude Seite Wildbachstrasse
Bildquelle Bericht über den Umbau der Zürcher Pferdebahn auf Meterspur für elektrischen Betrieb
Direktion der städtischen Strassenbahn und vom Strasseninspektorat der Stadt Zürich, 1902
   
Text Das Dienstgebäude

Das von allen Seiten freistehende, mit einem Uhrtürmchen geschmückten Dienstgebäude enthält im Erdgeschoss das Kondukteurzimmer mit 26 Wandschränken und daran anschliessend das Bureau des Abrechners, sodann ein Bureau für den Stationschef, sowie Abort und Pissoir; im ersten Stock ein Lokal für die Wagenführer und einen Speisesaal; im zweiten Stock eine Dienstwohnung. Im Keller befindet sich eine Bade- und Douchezimmer und im Dachboden ein Raum zum Trocknen der nassen Dienstmäntel. Das ganze Haus wird von einer Warmwasserheizung erwärmt.

Bei 2165 m³ Inhalt hat das Dienstgebäude Fr. 60'856 gekostet, d.h. Fr. 28.10 per m³. Da der Depotvorplatz höher liegt als die Seefeldstrasse und zum Teil ziemlich tiefer als die Wildbachstrasse, so mussten gegen die Strassen Stützmauern erstellt werden, die mit kräftigen hohen Abschlussgittern gekrönt sind. Die daherigen Ausgaben haben Fr. 17'145 betragen.

Textquelle: Bericht über den Umbau der Zürcher Pferdebahn auf Meterspur für elektrischen Betrieb
Direktion der städtischen Strassenbahn und vom Strasseninspektorat der Stadt Zürich, 1902

 

       
Abbildung
Bildtext Verkehrsunfall an der Kreuzung Seefeldstrasse - Nebelbachstrasse am 18. Juli 1936.
Blick in die Seefeldstrasse und rechterhand auf des ehemalige Strassenbahndepots.
Bildquelle Bilder des Erkennungsdienstes der Stadtpolizei Zürich im Stadtarchiv Zürich - © Stadtarchiv Zürich
Die Verwendung dieses Bildes erfolgt mit der freundlichen Bewilligung des Stadtarchivs vom 3.8.2010.
Jegliche Weiternutzung und Weitergabe ohne Genehmigung des Stadtarchivs ist untersagt.
   
Text Die heutige Arealnutzung

Die einstigen Bauten des Tramdepots Seefeld wurden um 1989 allesamt abgetragen.
Heute befindet sich auf dem ehemaligen Areal des Depots Seefeld im Tiefenbrunnen eine grosszügige Wohn- und Geschäftsüberbauung mit den zugehörigen Liegenschaften Seefeldstrasse 189-199 und Wildbachstrasse 70-82.

 

       
Abbildung
Bildtext Luftbild, Baustelle Abbruch Tramdepot Tiefenbrunnen zwischen Wildbach- und Seefeldstrasse vom 20. Juli 1989
Bildquelle Aufnahme: Jules Vogt - Comet  / © ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv /
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Jahr Hausgeschichte
   
   
   
   
   
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