Name
Die ehemalige Zürcher Adressbuch-Zeitung
(erschien im Jahre 1899)
 
       
Abbildung
Bildtext Erste Ausgabe der Adressbuchzeitung vom 14. Januar 1899.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
   
Text Zur Entstehung der Zürcher Adressbuch-Zeitung

Die "Adressbuch-Zeitung" ist eine notwendige Ergänzung des alljährlich nur einmal erscheinenden Adressbuches der Stadt Zürich. Sie soll, vier bis acht Seiten stark, wöchentlich einmal erscheinen, um dem Publikum Veränderungen im Adresswesen, die durch Ein- und Wegzug aus der Stadt oder durch Umzug innerhalb derselben entstehen, mitzuteilen. Dass diese Mitteilungen für die Geschäftswelt von grossem Werte sind, liegt auf der Hand.

Die Adressbuch-Zeitung wird sich jedoch, um auch andern Bedürfnissen Genüge zu leisten, nicht allein mit dem Adressmaterial beschäftigen; sie macht es sich auch zur Aufgabe, auf dem städtischen Gebiete alle die kleinen Nachrichten zu sammeln, welche in den politischen Blättern keinen Raum finden, und so ihren Lesern über sehr viele Dinge Auskunft geben, die bisher nur durch mündlichen Bericht in einzelnen städtischen Kreisen bekannt wurden.

Immerhin soll dabei auch den öffentlichen städtischen Fragen alle die ihnen gebührenden Beachtung geschenkt und durch das Mittel der Illustration deren Verständnis erleichtert werden. Die Adressbuch-Zeitung hat keine politische Farbe. Sie verdankt ihr Entstehen in erster Linie dem Bedürfnis der Adressbuch-Redaktion, alle, selbst scheinbar unwesentlichen Dinge in Erfahrung zu bringen, um das Adressmaterial immer richtiger und vollkommener zu gestalten und dadurch dem Publikum einen wesentlichen Dienst zu leisten.

Mit der Unterstützung der Herren Amateur-Photographen hoffen wir auch manch flüchtigem Bilde zu einem grösseren Beschauerkreis zu verhelfen, und damit möge die Adressbuch-Zeitung ein um so beliebterer Gast in zahlreichen Familien Zürichs werden.

Es wird ein Probeabonnement auf 20 Nummern zum Preise von 3 Franken eröffnet. Dasselbe kann durch Nachzahlung von 5 Franken zum Jahres-Abonnement erweitert werden. Wenn gleichzeitig auf das Adressbuch 1900 subskribiert wird, so beträgt der Preis für ein Jahres-Abonnement nur 5 Franken. Die Expedition der Adressbuch-Zeitung befindet sich I Bärengasse 6 im Parterre-Laden.

Quelle: Vorwort der ersten Zürcher Adressbuch-Zeitung vom 14. Januar 1899

 

       
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Bildtext Offizielle und vom Kontrollbureau der Stadt Zürich mitgeteilte Adressänderungen im Jahre 1899.
Wohl ein Alptraum jedes heutigen Datenschützers in unserer Zeit.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
       
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Bildtext Namen und Adressen von Personen die sich aus der Stadt Zürich abgemeldet haben wurden ebenfalls
in der Adressbuchzeitung publiziert.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
       
Text Korrespondenz per Zeitung

Was wir heute aus vielen heutigen "Klatschzeitungen" kennen, nämlich eine Rubrik "Briefkasten", gab es auch schon in der Adressbuch-Zeitung. Nur diente diese Rubrik nicht dazu, sich den Lebensfragen der Leser zu widmen, nein hier wurden öffentlich die Anfragen und nicht ganz eindeutigen Mutationen der Leserschaft durch die Redaktion beantwortet resp. nachgefragt. Eine kleine Auswahl gefällig? Bitte:

Herrn Eduard Bodmer. Wir notieren Ihre Adresse II, Dianastrasse 6, und bedauern, dass dieselbe ausgefallen, weil im Jahr 1898 ein Briefträger eine an Sie adressierte Enveloppe als unzustellbar zurückgegeben hatte.

Herrn J. Büchi, I, Trittligasse 20/22. Sie werden unter Rubrik "Schreinermeister" erscheinen. Sind Sie Mitglied des *v?

 

       
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Bildtext Die Rubrik "Briefkasten" mit den sehr persönlichen Antworten und Nachfragen der Redaktion.
Adressbuch-Zeitung vom 14. Januar 1899.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
       
Text Vom Adresswesen bis hin zum Boulevard

Nebst der Publikation von neuen und gestrichenen (abgemeldeten) Adressen, sowie neuen und abgemeldeten Telefonabonnenten wurden auch andere amtliche Meldungen der Stadt, dem Bauamt, der Kirchen und Schulen publiziert. Also auch Meldungen wie wir sie aus dem heutigen städtischen Tagblatt her kennen. Auch Trauungen, Todesfälle, Geburten ja sogar Verlobungen fanden hier Platz.

Aber auch vermehrt Meldungen über lokale Persönlichkeiten, Berichterstattungen von städtischen Ereignissen, Polizeimeldungen, Meldungen aus den Berufsständen, Bildberichte über historische Bauten sowie die Ehrungen von verstorbenen Zeitgenossen las man gerne in der Adressbuch-Zeitung. Auch der Hauch von "Boulevard" geschickt gemischt mit städtischer Chronik sprach die Leserschaft an.

Diesen Trend erkannte die Redaktion bereits im ersten Ausgabejahr der Zeitung und reagierte. Der Name "Zürcher Adressbuch-Zeitung" erschien ab dem 2. Jahrgang, also ab dem Jahre 1900, nur noch als Untertitel der neuen illustrierten "Zürcher Wochen-Chronik".  Diese widmete sich fortan vermehrt den von der Leserschaft favorisierten Themen. Das Adresswesen wurde in spärlicher Form weitergeführt.

 

       
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Bildtext Neue Inhaber einer Telefon-Anschluss wurden ebenfalls in der Adressbuch-Zeitung publiziert.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
       
Text Aus der Adressbuch-Zeitung wird die Zürcher Wochenchronik

"Es kommt im Leben so manches anders als man es erwartet, und vieles Begonnene endigt nicht so, wie man es sich gedacht hat." Diesen Gedanken drängt uns der Schluss des ersten Jahrganges der Zürcher Adressbuch-Zeitung auf.

Sie sollte hauptsächlich als Adressen-Vermittlerin von einem Adressbuch zum nächsten dienen und ist statt dessen - unter heimeliger Pflege echt stadtzürcherischen Sinnes - zu einer ausgiebigen Stadt-Chronik geworden, deren schlichte Berichte auch über alltägliche Begebenheiten aus allen Schichten und Kreisen das Blättlein zu einem willkommenen Sonntagsgast in tausenden gemütlicher Züricher-Wohnstuben gestempelt haben, wobei dem Adressmaterial immer mehr eine untergeordnete Rolle zukam.

So bilden denn die 52 Nummern in That und Wahrheit ein stadtzürcherisches Buch, das - wie wir aus der grossen Zahl bestellter Einbanddecken schliessen dürfen - in vielen Häusern als Chronik aufbewahrt bleibt, eine Ehre, welche andern Zeitungen gar selten zu teil wird.

Da ist es ja nur natürlich, dass wir im kommenden Jahre das Gebiet, welches unsere Leser am meisten anspricht, noch besser bearbeiten werden. In diesem Sinne wird der bisherige Titel des Blattes nur noch als Untertitel der illustrierten "Zürcher Wochenchronik" beibehalten, mit der wir das letzte Jahr des 19. Jahrhunderts beginnen.

Mitteilungen aus unserem verehrten Leserkreise nehmen wir allezeit gerne entgegen und sind bereit, Amateur-Photographien von Gasse und Markt, von Zusammenkünften u. drgl. in der Chronik zum Abdruck zu bringen. Unsern getreuen Mitarbeitern, den zahlreichen Abonnenten und Lesern und zumal unserer lieben Stadt Zürich rufen wir ein "Gesegnetes Neujahr" zu.

Quelle: Schlusswort der ersten Zürcher Adressbuch-Zeitung vom 30. Dezember 1899

 

       
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